Was ist Franchising? Definition, Vor- und Nachteile + Beispiele
Viele bekannte Marken, die uns tagtäglich begegnen, basieren auf dem Prinzip des Franchising bzw. des Franchise. Für Gründungswillige ist dieses Geschäftskonzept eine interessante Option, die viele Vorteile, aber auch manche Einschränkungen mit sich bringt. Erfahren Sie, was man genau unter Franchising versteht, welche Kosten auf einen zukommen und wie Sie den Weg des Franchisenehmers oder Franchisegebers erfolgreich beschreiten.
Inhaltsverzeichnis
Was ist Franchising?
So funktioniert's
Vor- und Nachteile
Was kostet es?
Franchise-Unternehmen finden
Franchisenehmer werden
Nutzen für Franchisegeber
Deutschland: Die größten Systeme
Geschichte des Franchising
5 Fragen und Antworten
Fazit
Was ist Franchising? – Grundlagen und Definition
Sie möchten sich selbstständig machen, haben aber keine Geschäftsidee? Dann ist Franchising genau das Richtige für Sie. Erfahren Sie hier das Wichtigste auf einem Blick:
Was ist Franchising? Franchising ist eine Kooperation zwischen Franchisegeber und -nehmern auf der Basis der Überlassung von Nutzungsrechten und weiterer umfangreicher Unterstützung.
Wie funktioniert Franchising? Der Franchisegeber hat ein am Markt erprobtes Geschäftskonzept entwickelt. Dieses stellt er Franchisenehmern gegen Gebühren für die Gründung eigener Unternehmen zur Verfügung.
Was ist der Vorteil? Der größte Vorteil für den Franchisenehmer ist es dabei, dass die Marke bereits bekannt und das Geschäftskonzept erprobt ist.
Was kostet Franchising? Neben den Investitionen und Kosten, die für jedes Unternehmen anfallen, müssen Franchisenehmer zusätzlich eine einmalige Einstiegsgebühr und auch laufende Gebühren entrichten.
Franchising in Deutschland In Deutschland gibt es knapp 1.000 Franchisesysteme mit insgesamt etwa 128.000 Partnern.
Bekannte deutsche Franchisesysteme Beispiele für bekannte deutsche Franchisesysteme sind die Schülerhilfe (seit 1974, ca. 1.000 Standorte) und backWERK (seit 2001, ca. 350 Standorte).
Die folgende Darstellung fasst wichtige Fakten zum Franchising in Deutschland zusammen:
Franchise: So funktioniert das Konzept
Zu einem Franchisesystem gehören ein Franchisegeber und mehrere Franchisenehmer beziehungsweise Franchisepartner. Am Anfang steht immer die Geschäftsidee des Franchisegebers. Er setzt diese mit einem eigenen Unternehmen um und entwickelt sie so weiter, dass sie sich vervielfältigen lässt. Das bedeutet, dass das Unternehmensmodell auch an anderen Standorten realisierbar ist. Dafür ist es notwendig, eine Marke zu etablieren und einheitliche Grundsätze und Strategien zu erarbeiten.
Gegen Entgelt vergibt der Franchisegeber Nutzungsrechte an der Idee und Marke an die Franchisenehmer, welche auf dieser Basis ihr eigenes Unternehmen aufbauen. Zusätzlich werden im Franchisevertrag noch weitere Rechte und Pflichten für beide Seiten vereinbart. So müssen die Franchisepartner bestimmte Grundsätze einhalten, um die Eigenschaften der Marke zu erhalten.
Neben den Nutzungsrechten erhalten die Franchisenehmer vom Franchisegeber weitergehende Unterstützung. Dazu gehört in jedem Fall das Franchise-Handbuch, eine Bedienungsanleitung zum Aufbau des eigenen Unternehmens. Typische Leistungen sind z. B. Schulungen, regelmäßige Betreuung und zentrale Werbung. Art und Umfang der Hilfen sind jedoch bei jedem Franchisesystem anders geregelt.
Das folgende Video fasst alle wichtigen Fakten zum Konzept zusammen:
Vorteile und Nachteile für Franchisenehmer
Sie können sich vorstellen, als Franchisepartner zu gründen? Dann ist es wichtig, die Vor- und Nachteile einer Franchise-Gründung gegeneinander abzuwägen. Als Franchisenehmer profitieren Sie vor allem von folgenden Faktoren:
Sie starten in der Regel mit einer bekannten Marke, die von den Kunden bereits akzeptiert wird.
Das Geschäftsmodell ist erprobt, was die Unsicherheiten einer Existenzgründung reduziert.
Vermitteltes Know-how (Handbuch, Schulungen) ermöglicht eine schnelle und relativ risikoarme Gründung.
Durch die fortlaufende Betreuung lassen sich Risiken und Optimierungspotenziale besser erkennen.
Je nach System profitieren die Franchisepartner von zentralen Werbeaktionen oder günstigen Bezugsmöglichkeiten für Waren.
In vielen Systemen wird den Franchisenehmern Gebietsschutz gewährt, was das eigene Franchisemodell angeht.
Die Kreditwürdigkeit von Franchise-Gründern wird von vielen Banken aufgrund des geringeren Risikos höher eingestuft, was bessere Kreditchancen und günstigere Konditionen zur Folge hat.
Den Vorteilen stehen natürlich auch einige Nachteile gegenüber. Überprüfen Sie, inwiefern das für Sie tragbar oder problematisch ist und achten Sie dabei vor allem auf folgende Punkte:
Neben den für jede sonstige Existenzgründung ebenfalls notwendigen Anfangsinvestitionen ist bei den meisten Franchisesystemen eine einmalige Eintrittsgebühr fällig, die relativ hoch sein kann.
Für die Nutzungsrechte und das vom Franchisegeber gebotene Leistungspaket fallen laufende Gebühren an, die den eigenen Gewinn mindern.
Aufgrund der Vorgaben und Kontrollrechte des Franchisegebers ist die unternehmerische Freiheit eingeschränkt.
Fehler des Franchisegebers oder anderer Partner können der Marke und damit auch dem eigenen Unternehmen schaden.
Überlegen Sie sich also, was Ihnen bei Ihrer Selbstständigkeit besonders wichtig ist. Das erleichtert die Entscheidung für oder gegen einen Start als Franchisenehmer.
Die Franchisegebühren: Was kostet Franchising?
Anhand der im Folgenden genannten Werte können Sie überprüfen, ob sich ein Franchisesystem aus finanzieller Sicht für Sie eignet. Um Franchisegebühren handelt es sich dabei nur bei den ersten drei Positionen:
Eintrittsgebühr: Das zahlen Sie beim Start einmalig an den Franchisegeber, für die Überlassung der Nutzungsrechte und die besondere Unterstützung während der Gründungsphase (ca. 2.000 € – 100.000 €).
Laufende Gebühren: Diese fallen monatlich an. Sie werden meist, aber nicht immer, anteilig vom Umsatz berechnet (ca. 3 – 15 % vom Umsatz).
Werbegebühren: Das sind ebenfalls laufende Gebühren, die der Franchisegeber jedoch zweckgebunden für das zentrale Marketing einsetzen muss (ca. 1 – 3 % vom Umsatz).
Gesamtinvestitionskosten: Wie bei jeder anderen Existenzgründung auch, sind beim Start in das Franchising Investitionen erforderlich (ca. 20.000 € – 1 Mio. €). Achten Sie beim Vergleich der Angaben darauf, ob die Eintrittsgebühr hier mit enthalten ist.
Notwendiges Eigenkapital: Diese eigenen Mittel müssen vorhanden sein, um das für die Investitionen häufig notwendige Fremdkapital von der Bank ausleihen zu können (ca. 15 % – 25 % der Gesamtinvestitionen).
Ihr Vorhaben, als Franchisenehmer zu gründen, muss übrigens nicht an den fehlenden finanziellen Mitteln scheitern. Es gibt auch Systeme, bei denen der Start mit nur wenig oder sogar Franchise ohne Eigenkapital möglich ist. Auch können Sie als Gründer gegebenenfalls Fördermittel oder ein Existenzgründerdarlehen erhalten, zum Beispiel einen günstigen Kfw-Kredit oder den Gründungszuschuss der Bundesagentur für Arbeit.
So finden Sie das passende Franchise-Unternehmen
Sie haben den Entschluss gefasst, als Franchisenehmer zu gründen? Dann gilt es nun im nächsten Schritt das System zu finden, das perfekt zu Ihnen passt. Bedenken Sie bei dieser Entscheidung im Wesentlichen vier Faktoren:
Ihre eigenen Interessen, denn Begeisterung ist eine Grundvoraussetzung für den Erfolg
Die geforderten Fähigkeiten, wobei sich viele Systeme auch für Quereinsteiger eignen.
Ihre finanziellen Möglichkeiten
Falls Sie regional gebunden sind: mögliche neue Standorte der bevorzugten Franchisesysteme
Eine erste Orientierung kann Ihnen ein Portal zum Thema Franchising und Existenzgründung, wo Sie die wichtigsten Informationen über viele in Deutschland aktive Franchisesysteme abrufen können.
In 7 Schritten Franchisenehmer werden
Im Wesentlichen müssen Sie auf Ihrem Weg zum Franchisenehmer 7 Schritte befolgen. Gehen Sie folgendermaßen vor:
1. Prüfen Sie, ob Sie die Voraussetzungen als Franchisenehmer erfüllen.
2. Informieren Sie sich gründlich über geeignete Franchisesysteme und nehmen Sie einige in die engere Auswahl.
3. Nehmen Sie Kontakt auf und bewerten Sie Ihre Auswahl auch anhand Ihres persönlichen Eindrucks.
4. Wenn Sie sich für ein System entschieden haben, planen Sie gründlich die Finanzierung.
5. Prüfen Sie den Franchisevertrag, am besten mit anwaltlicher Unterstützung.
6. Gründen Sie Ihr Unternehmen inklusive aller erforderlichen Formalitäten und Anmeldungen.
7. Nun können Sie Mitarbeiter einstellen und Ihr Geschäft eröffnen.
Lesen Sie mehr zum Thema „Franchisenehmer werden“.
Was ist beim Franchising der Nutzen für den Franchisegeber?
Ein eigenes System aufzubauen und damit zum Franchisegeber zu werden, ist eine anspruchsvolle Aufgabe. Lohnenswert ist sie vor allem deshalb, weil Sie Ihre Marke auf diese Weise sehr schnell bekannt machen und viele Kunden erreichen können. Sie verdienen an den Gebühren, also indirekt an den Umsätzen Ihrer Franchisenehmer.
Zwar verzichten Sie im Vergleich zu Filialgründungen auf einen Teil des Gewinnpotenzials. Dafür müssen Sie aber auch deutlich weniger Kapital investieren, da die Franchisenehmer ihre eigenen Mittel einbringen. Deshalb ist auch Ihr eigenes unternehmerisches Risiko geringer. Als Franchisegeber zu agieren, zählt zu den wichtigsten Vertriebs- und Wachstumsstrategien.
Wenn Sie ein eigenes Franchisesystem gründen möchten, sollten Sie idealerweise bereits Erfahrungen als Unternehmer gesammelt haben. Das Wichtigste ist jedoch eine Geschäftsidee, die wettbewerbsfähig ist und ein Alleistellungsmerkmal bietet. Diese sollte sich auf der Basis einheitlicher Standards durch Franchisenehmer problemlos umsetzen lassen.
Bis zum Start als Franchisegeber ist jedoch viel Vorarbeit erforderlich. Dazu gehört unter anderem, dass Sie selbst ein bis zwei erfolgreiche Pilotbetriebe betreiben, Handbuch und Schulungskonzept entwickeln, den Franchisevertrag erarbeiten und sich mit der Standortplanung beschäftigen.
Franchising in Deutschland und die größten Systeme
Der Deutsche Franchiseverband führt regelmäßig Untersuchungen zum Thema Franchising durch. Für 2018 ermittelte er folgende interessante Zahlen:
In Deutschland waren insgesamt 993 Franchisesysteme aktiv.
40% der Franchisebetriebe gehörten zur Dienstleistungsbranche, 24 widmeten sich der Gastronomie oder Freizeit, 24 % waren Handelsbetriebe und 12 % ließen sich der Branche Handwerk und Bau zuordnen.
128.009 Franchisepartner führten insgesamt 167.961 Betriebe.
In diesen Franchisebetrieben arbeiteten 715.362 Angestellte.
Die Franchisewirtschaft in Deutschland erzielte 122,8 Mrd. € Umsatz.
Die folgende Grafik stellt die Branchenverteilung 2018 im Franchising dar:
Viele Franchisesysteme sind nicht nur in Deutschland, sondern weltweit in unterschiedlichen Ländern aktiv. Die am meisten verbreiteten Geschäftskonzepte haben ihren Ursprung größtenteils in den USA. Dabei stehen die Fastfood-Ketten Subway, McDonald’s, KFC und Burger King an den ersten Stellen.
Die Geschichte des Franchising
Der Begriff „Franchise“ hat seinen Ursprung im Französischen. Im Mittelalter bezeichnete er die Befreiung bestimmter Untertanen von Abgaben und Vasallendiensten. Daraus entstand später das Recht, auf dem Boden der Feudalherren Märkte abzuhalten. Im 17. und 18. Jahrhundert beschrieb der Begriff besondere Rechte, welche die Herstellung oder den Handel mit bestimmten Erzeugnissen betrafen.
Das erste Lizenzsystem für selbstständige Händler entstand 1860 in den USA. Die Singer Sewing Machine Company erteilte Exklusivrechte für den Vertrieb ihrer Nähmaschinen. Diesem Prinzip schlossen sich weitere Unternehmen wie Coca-Cola oder Snap-on Tools an. Vom ersten richtigen Franchisesystem kann man bei McDonald’s sprechen. Dieses startete 1955, was den Erfolg des Franchising in den USA nach sich zog.
In Europa und Deutschland setzte sich das Franchising erst im Laufe der 70er Jahre durch, zunächst in den Branchen Einzelhandel und Gastronomie. Heute sind in Deutschland knapp 1.000 Franchisesysteme aktiv.
5 Fragen und Antworten rund um Franchise
Sie haben noch Fragen zum Franchising? Die folgenden Antworten liefern einige interessante Fakten.
1. Eignet sich Franchising für jeder?
Für den Erfolg eines eigenen Franchise-Unternehmens sollten bestimmte persönliche Voraussetzungen gegeben sein. Auch wenn der Franchisegeber viele Hilfen bietet, so ist man doch selbstständiger Unternehmer, der Verantwortung übernimmt und auch ein unternehmerisches Risiko trägt. Hohes Engagement ist daher ebenso erforderlich wie fachliches und betriebswirtschaftliches Wissen und die notwendigen finanziellen Mittel.
Im Gegensatz zu einer herkömmlichen Selbstständigkeit ist ein Franchisepartner jedoch nicht ganz frei in seinen unternehmerischen Entscheidungen, da bestimmte Vorgaben eingehalten werden müssen. Das darf für den Gründer kein Problem sein.
2. Wie viel kann man als Franchisepartner verdienen?
Das hängt hauptsächlich von der Art und Größe des Unternehmens ab. Im Durchschnitt erzielen Franchisenehmer in Deutschland nach ungefähr drei Jahren etwa zwischen 40.000 € und 120.000 € Jahresgewinn. Rechnen Sie im ersten Jahr mit einem Verlust.
3. Welche rechtlichen Rahmenbedingungen gelten für Franchisenehmer und Franchisegeber?
Diese regelt der Franchisevertrag, den beide Parteien abschließen. Darin sind unter anderem die Rechte und Pflichten der Vertragspartner, das Vertragsgebiet, die Vertragsdauer und Kündigungsmöglichkeiten geregelt. Auch muss der Vertrag auf das Handbuch verweisen, welches das notwendige Wissen für den Betrieb eines eigenen Franchise-Unternehmens enthält.
4. Wie erkenne ich ein seriöses Franchisesystem?
Wenn das System Vollmitglied im Deutschen Franchiseverband ist, können Sie von seiner Seriosität ausgehen. Denn dann unterzieht es sich alle drei Jahre einem Systemcheck zur Qualitätssicherung. Da die Mitgliedschaft freiwillig ist, bedeutet das aber nicht, dass Sie alle anderen Systeme meiden sollten.
Um einen Franchisegeber zu prüfen, informieren Sie sich gründlich auf seiner Website und recherchieren Sie auch nach Erfahrungen. Ist das System bereits seit vielen Jahren erfolgreich, können Sie von einer soliden Basis ausgehen.
Suchen Sie bei Interesse auf jeden Fall auch das persönliche Gespräch. Bei guten Franchisesystemen erhalten Sie bereits vor der Vertragsunterzeichnung umfassende Informationen und können gegebenenfalls auch in einer Filiale hinter die Kulissen schauen.
5. Kann ich auch ein bestehendes Franchise-Unternehmen übernehmen?
Das kommt immer auf die individuellen Vereinbarungen in den Franchiseverträgen an, ist aber in vielen Fällen möglich. Es kann sich lohnen, beim Franchisegeber gezielt nachzufragen. Denn wenn ein Franchisepartner sein etabliertes Geschäft zum Beispiel aus Altersgründen aufgeben möchte, ist auch der Franchisegeber an einer Weiterführung interessiert.
Fazit: Franchising ist ideal für Gründer ohne Geschäftsidee
Sie möchten ein eigenes Unternehmen gründen, haben aber keine passende Idee oder wissen nicht, wie Sie Ihr Vorhaben angehen sollen? Dann ist Franchising die perfekte Lösung.
Mit fast 1.000 in Deutschland aktiven Franchisesystemen stehen Ihnen Möglichkeiten in vielen Branchen offen. Wählen Sie Ihren Franchisegeber sorgfältig aus und prüfen Sie, ob alles passt.